12 Fragen an Laibach
 
 
  Ein Interview mit einem der Musiker der slowenischen Band Laibach. Laibach sind wegen ihres Image umstritten. Die Band versteht sich als Teil einer eigenen slowenische Kunst- und Kulturszene - auch schon zu Zeiten, als Slowenien noch Teil Jugoslawiens war. Damals gründeten sie die Künstlergruppe NSK, die inzwischen zu einem virtuellen Staat im Internet mutiert ist.  
 
 
  Laibach sind eine umstrittene Band. Wegen ihres Auftretens und des Artworks ihrer Platten halten viele sie für rechtslastig. Im Interview zeigte sich Laibach™ jeglichem Nationalismus abhold.

Wie heißt Du?

Wir präsentieren uns nicht mit unseren eigenen Namen. Wir präsentieren uns als Gruppe, als Markenzeichen.

Wie kann man den Stil von Laibach beschreiben?

Als wir einmal vor Jahren versucht haben, uns selbst zu beschreiben, konnten wir keine Definition finden. Es ist eine Art militanter, symphonischer-ich-weiß-es-auch-nicht-genau.

Was hat es mit Eurer aufmarschartigen Bühnenshow auf sich?

Jede Gruppe teilt die Bühne auf. Wir nehmen unsere Shows ernst. Zudem müssen wir uns nach der Größe der Bühnen richten, die meist nicht sehr groß sind. So hat jeder seinen bestimmten Platz.

Aber Ihr tragt Uniformen auf der Bühne.

Nein, wir tragen auch keine Uniformen.

Es sieht zumindest so aus.

Wir tragen hauptsächlich Zivilkleidung. Manchmal tragen wir uniformähnliche Hosen, wie Skihosen. Aber andere Gruppen tragen auch Uniformen. Jeans ist wohl die verbreiteste Uniform der Welt. Oder Heavy Metal Lederjacken. Das verstehe ich unter Uniform.

Haßt Ihr die westliche Kultur?

Nein. Wir hassen sie nicht, aber wir nehmen das Recht in Anspruch, ihr skeptisch gegenüber zu stehen.

Findet Ihr es schlecht, daß es nach dem Zerfall des Ostblocks keine Alternative zum kapitalistischen System gibt?

Ja, das ist schon fast eine tragische Entwicklung. Tragisch, weil jedes Ding sein Gegenteil braucht, seine Antithese. Deshalb wäre es besser für alle, wenn der Kommunismus überlebte.

Was denkt Ihr über das Jugoslawien Titos? War es die Utopie eines multi-ethnischen Staates?

Eine Utopie kann niemals verwirklicht werden. Normalerweise geht sie unter, wenn sie der Verwirklichung zu nahe kommt. Aber der Untergang Jugoslawiens hatte andere Gründe, die weiter in die Geschichte zurückgehen, als die Zeit des Sozialismus.

Was habt Ihr gemacht, als Slowenien im Krieg war?

Wir haben unsere Aufgaben als slowenische Bürger erfüllt. Freunde aus Deutschland und England fragten uns, ob wir nicht zu ihnen kommen wollten. Aber wir dachten, es sei nicht die richtige Zeit, um das Land zu verlassen.

Was habt Ihr denn getan? Gekämpft? Propaganda gemacht?

Nein. Tatsächlich haben wir die Platte "Capital" aufgenommen. Wir haben so getan, als sei der Krieg genauso real wie zuvor der Friede. Er war ein Teil der Realität, und man mußte damit irgendwie umgehen. Ich weiß aber nicht, was passiert wäre, wenn sich die Lage anders entwickelt hätte. Wir haben außerdem eine Posterkampagne organisiert, gleich am ersten Tag des Krieges.

Ihr habt Euch immer als unpolitische Band bezeichnet. Was haltet Ihr von dem Thomas Mann-Wort, daß jede künstlerische Äußerung immer auch politisch ist?

Wir haben mehrfach betont, daß wir keine politische Band sind im Sinn von Tagespolitik. Wir stehen hinter keiner Partei oder Programm. Aber wir sind uns der Tatsache bewußt, daß Politik alle angeht, daß jede Äußerung politisch ist. Aber es ist ein Unterschied, ob man ein Programm propagiert oder sich grundsätzlich mit Politik beschäftigt. Man ästhetisiert Politik.

Ist es das, was Ihr macht: Politik ästhetisieren?

(zögert kurz) Ja, manchmal. Aber manchmal politisieren wir auch die Ästhetik.

 
 
 

  © 1997 Werner Pluta; Mail: , Web: http://www.wpluta.de; 04/99 wp