Tobias O. Meißner: Starfish Rules
 
 
  Erschienen im tip, Heft 13/97.  
 
 
  Alles hat fünf Seiten, lautet die erste der fünf Starfish-Regeln. Starfish, der Seestern, ist das Symbol, der rote Faden, der sich durch die verwirrende Geschichte um Robert Tondorf zieht. Der junge Deutsche kommt 1937 in die USA, im Gepäck die "Atombombe der Bronzezeit": den Schlauch des Äolos, in dem sämtliche Stürme eingeschlossen sind. Fiele dieses jüngst ausgegrabene Stück den Nazis in die Hände, hätten sie die Geheimwaffe, um die ganze freie Welt zu unterwerfen. Robert findet das gelobte Land in Auflösung begriffen. Schwarze, Indianer, verschiedene konkurrierende Mafiaorganisationen und selbst deutsche Nazis wollen den amerikanischen Traum zerstören. Inmitten des Chaos ruht eine Organisation namens SanguiNET, die sich auch als der Auftraggeber des Schlauchraubes entpuppt. Ziel dieser Organisation ist vorgeblich "einen schwelenden Planeten zu löschen", und für dieses Ziel ist SanguiNET selbst jedes Mittel recht. Tondorf zum Beispiel, der verraten, ausgenutzt wird, die Seiten wechselt und doch nur an den Fäden von SanguiNET baumelt. Am Ende der verwirrenden Geschichte voller Gewalt, Mythen, Zeitschleifen und einer gehörigen Portion Trash, betritt Tondorf mit einer Waffe in der Hand die Zentrale der Firma, um dem Spuk um Macht eine Ende zu setzen. Aber gehörte das nicht auch zum Plan SanguiNETs? Dem wüsten Gemisch aus Geschichte, Mythen und Science Fiction entspricht das äußere Erscheinungsbild des Romans: Starfish Rules sieht aus, als hätte Autor Tobias O. Meißner sämtliche Schrifttypen seines Textverarbeitungsprogrammes ausprobiert. Und was hat der Starfish mit all dem zu tun? "Die Weltgeschichte verläuft in den rätselhaften, schrägen, sich immer wieder kreuzenden und markante Zacken ausbildenden Bahnen eines Pentagramms." Aus denen springen The Cure, Charles Manson, Jimi Hendrix, Orson Welles und Rage Against The Machine, tanzen mit Franz Kafka, Quentin Tarantino und Hermann Melville Ringelreihn und drehen Karl Marx und Friedrich Nietzsche eine lange Nase.  
 
  Tobias O. Meißner: Starfish Rules. Roman. Rotbuch-Verlag, Hamburg 1997. 230 Seiten. 38 Mark.  
 
 

  © 1997 Werner Pluta, tip; Mail: , Web: http://www.wpluta.de; 04/99 wp