14 befremdliche Fragen an Hans Ruedi Giger
 
 
  Ich traf Giger 1995 auf der Berliner Tattoo Convention. Das Interview war eines der besten, das ich je geführt habe. Solche Interview-Partner wie den Schöpfer des Alien und anderer Merkwürdigkeiten wünscht man sich - er erzählt gern und viel, er ist witzig, unterhaltsam - und vor allem völlig normal. Leider veröffentlichte die jetzt-Redaktion das Interview, das aus Anlaß des Filmstarts von Species hätte erscheinen sollen, dann doch nicht.  
 
 
  Bekannt geworden ist er als Schöpfer des Alien. Alle halten ihn für einen bösen Menschen, der zum Frühstück mindestens kleine Kinder verspeist. Daß dem nicht so ist, beweist dieses Interview, das kürzlich während der Berliner Tattoo Convention entstand.

Kann man Sie als den Vater der Biomechanics bezeichnen?

Ja. Das höre ich lieber als Vater des Bösen. (Lacht)

Lassen Sie sich von Drogen zu Ihren Bildern inspirieren?

Nein. Wie kommen Sie darauf? Drogen sind verboten.

Was inspiriert Sie sonst?

Alles, was an mich herantritt. Alles, was ich bemerke. Träume auch manchmal, aber nur noch sehr wenig. Früher haben sie mich mehr inspiriert oder mehr gewirkt. Seit ich die Träume mittels Bildern vertrieben habe, ist das nicht mehr so schlimm. Ich habe früher ein paar eklige Träume gehabt. Träume, in denen ich keine Luft mehr bekam. Das habe ich dann gelöst. Ich habe mich davon freigemalt. Eine Art Exorzismus

Kunst als Heilungsprozeß?

Ja. Ich habe mich geheilt und andere krank gemacht (lacht)

Betrachtet man Ihre Erotomecanics, könnte man meinen, Sie mögen keinen Sex...

Sieht das so aus?

Es sieht aus wie eine technische Veranstaltung.

Sie meinen das Automatische daran? - Ja, das gibt's.

Ist Sex für Sie eine mechanische Angelegenheit oder mögen Sie eher Blümchensex?

Jede Art von Sex finde ich interessant. Nur nicht, was einem wehtut. Wenn jemand liebt, daß ihm wehgetan wird, ist's okay. Aber wenn jemand darunter leidet, dann find' ich's nicht gut. Aber sonst bin ich für jede Art von Perversion, wenn der andere es gut findet.

Wie wirkt jemand, der Biomechanics oder Erotomechanics schafft, auf Frauen?

Normal. Der ist einfach phantasievoll. Aber er kann ja normal reagieren.

Alien heißt Fremder oder Außerirdischer. Glauben Sie an Außerirdische?

Ich hab' noch keinen gesehen.

Gehen Sie fremd?

Nein. - Vor allem jetzt nicht. Ich bin ja hier in Berlin in der Fremde.

Haben Ihre Monster erotische Qualitäten?

Ja, die weiblichen. Das Alien nicht unbedingt. Das war ja gemacht, um die Leute zu erschrecken. Aber die Sil, die ist sehr erotisch.

Sie haben in Chur eine Bar eingrichtet. Sind Sie dort auch Stammgast?

Nein, nicht mehr. Ich mag die Barfrau nicht. Die läßt deutsche Schlager laufen. Das ist das Gräßlichste, was man hören kann. Deutsche Schlager? Nein.

Sind Sie tätowiert?

Nein.

Was ist die Lieblingsspeise des Schöpfers des Alien?

Saschimi oder Fondue.

 
 
 

  © 1995 Werner Pluta; Mail: , Web: http://www.wpluta.de; 04/99 wp